Herleitung des Begriffs der Strategie
Strategie entstammt dem militärischen Bereich. Clausewitz beschreibt in seinem philosophischen Werk „Vom Kriege“ Strategie als die Anwendung von Gefechten zum Zwecke des Krieges, wobei ein Ziel gesetzt wird und die Gefechte dieses Ziel planmäßig realisieren sollen. Der Krieg dient dabei dem Aufzwingen des eigenen Willens einer fremden Macht.
Der Wettbewerb im Markt ist kein Krieg. Aber in diesem Wettbewerb geht es auch um Dominanz, um Untergang oder Überleben des eigenen Unternehmens. Es gibt daher auch eine Unternehmensstrategie, wobei eine Patentstrategie ein Teil dieser Unternehmensstrategie darstellt. Die Patentstrategie setzt eigene oder fremde Verbotsrechte, insbesondere Patente und Gebrauchsmuster, entsprechend der Unternehmensstrategie ein.
Lesen Sie weiterOffensive und defensive Patentstrategien
Eine Unterscheidung der Patentstrategien kann anhand der Vorgehensweise bzw. der Aggressivität des Vorgehens vorgenommen werden.
Offensive Patentstrategie: Eine offensive Patentstrategie erfolgt beispielsweise mit Lizenzforderungen. Es werden Patentverletzungsverfahren in Kauf genommen, bzw. bewusst angestrebt. Eine offensive Verwendung des Patentrechts stellt auch das Anmelden von Patenten dar, die allein dem Zweck des Täuschens über die Richtung der Forschungsaktivitäten. Es erfolgt also eine gezielte Irreführung der Konkurenten.
Defensive Patentstrategie: Bei einer defensiven Patentstrategie wird das Unternehmen nur danach trachten, die Angriffe fremder Schutzrechte parieren zu können. Es werden vorwiegend Gegenstände zum Patent angemeldet, die selbst verwertet werden sollen.
Der Auslöser dafür, eine Patentstrategie aufzusetzen, ist oft die bloße Not. Es kann nicht mehr wie bisher am Markt agiert werden, da beispielsweise ein Patenttroll dem Unternehmen Schwierigkeiten bereitet oder ein Wettbewerber sich ein valides Patentportfolio zugelegt hat und jetzt den Austritt des eigenen Unternehmens aus dem Markt aggressiv durch Patentverletzungsverfahren anstrebt. Es liegt also typischerweise ein Leidensdruck vor, der von außen auf das Unternehmen ausgeübt wird.
Eine Patentstrategie muss in einer derartigen Situation folgende Fragen beantworten:
Andere Unternehmensteile: Welche Unternehmensteile müssen welche Leistungen erbringen, damit die gewählte Patentstrategie gelingen kann?
Ausgaben des IP-Bereichs: Welches Budget muss der IP-Bereich mindestens erhalten?
Welche Zielgrößen werden gesetzt: Es sit zu bestimmen, welche Ziele in welchem Ausmaß mindestens zu welchem Zeitpunkt zu erreichen sind.
Lesen Sie weiterFünf unterschiedliche Patentstrategien
Es können fünf unterschiedliche Patentstrategien unterschieden werden, und zwar die Angriffsstrategie, die Absicherungsstrategie, die Motivierungsstrategie, die Reputationsstrategie und die finanzielle Strategie. Die Strategien können auch gleichzeitig verfolgt werden, wobei die Gewichtung variiert werden kann.
Angriffsstrategie
Eine Angriffsstrategie wird verfolgt, wenn das Verbietungsrecht der eigenen Schutzrechte exzessiv genutzt werden soll. Hierzu werden mögliche Varianten einer Technologie geschützt, auch wenn von vorne herein klar ist, dass diese nicht genutzt werden soll, bzw. einen Marktbereich betrifft, der nicht bedient werden soll. Diese Sperrpatente dienen ausschließlich der Behinderung der Wettbewerber.
Absicherungsstrategie
Eine Absicherungsstrategie wird verfolgt, wenn die eigene Geschäftstätigkeit abgesichert werden soll. Es werden nur solche Patente angestrebt, die selbst genutzt werden sollen und es wird ein möglichst enges Netz an Patenten für diesen Bereich angestrebt.
Motivierungsstrategie
Die Patente dienen der Motivation der eigenen Mitarbeiter, insbesondere der Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung. Durch die Anmeldung selbst von kleinen Erfindungen wird den eigenen Mitarbeitern die Wertschätzung ihrer Arbeit signalisiert.
Reputationsstrategie
Durch eine möglichst große Anzahl an Patenten wird gezeigt, dass die eigene Forschung und Entwicklung sehr aktiv betrieben wird und eine offensive Erschließung der Zukunftsmärkte betrieben wird.
finanzielle Strategie
Durch eine Auslizenzierung von Patenten können Lizenzgebühren erwirtschaftet werden.
Strategie des Patentnetzes
Die Strategie des Patentnetzes beruht darauf um Basisnetze eines Wettbewerbers systematisch eine Vielzahl von Patenten zu errichten, die letzten Endes dazu führen, dass das Basisnetz des Konkurrenten ohne die Vielzahl der eigenen Patente wertlos wird. Beispielsweise kann bei einer geschützten Basistechnologie eine Vielzahl an Anwendungen der Basistechnologie als jüngere Patente angemeldet werden. Hierdurch ergibt sich für den jeweiligen Bereich eine Pattsituation. Eine Lösung am Verhandlungstisch etwa durch Cross-Licencing wird hierdurch erzwungen.
Ist eine Patentstrategie sinnvoll?
Das Start-up
Hat man eine gute Idee, kann man diese als Patent anmelden. Das stimmt und beschreibt typischerweise bereits die gesamte Patentstrategie eines Start-ups oder eines kleineren Unternehmens. Das macht auch Sinn. Bei einem kleinen Unternehmen kann eben nicht zuviel Zeit und Geld in ein Patentmanagement fließen. Das wäre auch nicht sinnvoll.
Das Unternehmen wächst heran
Wird das Unternehmen größer, sollte auch das Patentmanagement systematischer ablaufen und übergeordneten Zielen folgen. Das Patentportfolio nimmt auch zu, weswegen ebenfalls eine Ordnung vorzugeben ist. Ein zielloser Wildwuchs kann keine patentrechtliche Schlagkraft entfalten. Es wird Zeit für eine Patentstrategie.
Welche Patentstrategie für den Anfang
Jetzt wird es Zeit, das bestehende Patentportfolio zu bewerten. Die Schutzrechte sollten nach zwei Aspekten gesichtet werden. Erstens stellt sich die Frage, ob Patente vorhanden sind, die Lizenzeinnahmen generieren können. Gibt es Unternehmen, die das eigene Patentportfolio verletzen? Diese Einnahmen sollten realisiert werden. Zweitens ist es wichtig, dass die eigene Geschäftstätigkeit abgesichert ist. Gibt es Lücken hierbei. Falls ja, sollten diese gefüllt werden durch zusätzliche Patentanmeldungen oder Lizenzverträge, beispielsweise durch Freilizenzen im Zuge von Cross-Licencing-Vereinbarungen.